Ihr schlüpft in die Rolle von Luis Lopez. Der Sohn von Einwanderern aus der Dominikanischen Republik arbeitet für Tony Prince, auch bekannt als Gay Tony. Nachtclubbesitzer und Lebemann Tony ist dringend auf die Hilfe von Luis angewiesen, denn der kleine Tollpatsch tritt von einem Fettnäpfchen ins nächste und legt sich dabei nicht nur mit der Konkurrenz oder anderen leicht zu besänftigenden Gesellen an, sondern hat schnell die gesamte Unterwelt Liberty Citys an den Haken. Kein Wunder also, dass ihr als seine rechte Hand jede Menge zu tun habt.
Spaßvögel
Eine Stärke des neuen Add-ons ist die Darstellung von herrlich überzogenen Charakteren. Neben dem klischeeüberladenen Vorzeige-Schwulen Tony trefft ihr unter anderem auf den Immobilienmogul Yusuf. Dem Kerl ist sein Reichtum derart zu Kopf gestiegen, dass er in einer goldenen Limo herumcruist und sich von euch einen Kampfhubschrauber, einen U-Bahn-Waggon und einen gepanzerten Truppentransporter der Polizei stehlen lässt. Was sich verrückt anhört, mündet in die spektakulärsten Missionen des Add-ons. Den Panzerwagen zum Beispiel schießt ihr zunächst mit einem Scharfschützengewehr von den Haken, mit denen er an einem Transporthubschrauber befestigt ist. Danach springt ihr mit einem Fallschirm ab, landet neben dem Gefährt und werdet die Polizei los, indem ihr so lange Streifenwagen zerstört, bis die Gesetzeshüter die Lust verlieren, euch zu verfolgen. Dass dies in einer wunderschönen Zerstörungsorgie endet, müssen wir wohl nicht erwähnen.
Neben neuen Gangstern trefft ihr auch auf alte Bekannte, unter anderem natürlich Nico Bellic (der immer euer Gegenspieler ist), Bulgarin oder Anabolika-Fan Brucie und neuerdings auch dessen Bruder. Das steigert nicht nur den Wiedererkennungswert, sondern komplettiert vor allem die Geschichte von GTA 4. Denn wie auch schon in The Lost and Damned erlebt ihr so manche Mission, die ihr bereits kennt, in The Ballad of Gay Tony aus einem anderen Blickwinkel und erfahrt so Story-Details, die euch bisher verborgen blieben.
Neuerungen en masse
Das Spielprinzip verändert Rockstar freilich nicht, wer das Hauptspiel und das erste Add-on kennt, fühlt sich ab der ersten Sekunde wohl. Allerdings erweitert Rockstar die Spielwelt um ein paar feine Dinge. Der Luftraum über Liberty City spielt diesmal eine weitaus wichtigere Rolle als zuvor. Etliche Helikopter-Missionen erfordern deshalb euer fliegerisches Können. Dabei fällt jedoch auf, dass die Steuerung der Hubschrauber nach wie vor etwas gewöhnungsbedürftig ist. Besonders wenn ihr mit Raketen oder Geschützen auf Boote oder andere Objekte feuern sollt, stürzt euer Fluggerät schnell wie ein Vogel mit gebrochenen Flügeln zu Boden. Hier ist Übung nötig, um nicht zu verzweifeln.
Da aber, genau wie in The Lost and Damned, innerhalb der Missionen immer mal wieder gespeichert wird, braucht ihr so gut wie nie wütend die Faust gegen euren Fernseher erheben. Solltet ihr tatsächlich eine Mission verpatzen, startet ihr den Auftrag über Luis' Handy neu und werdet an den letzten Checkpoint gesetzt. Zum Glück, denn der Schwierigkeitsgrad erscheint stellenweise deutlich höher, als Rockstar ihn bisher angesetzt hat. Frustrierend schwer ist er aber nie.
Neu und wunderbar ins Gameplay integriert ist der Fallschirm. Diesen benötigt ihr für so manche Mission, etwa wenn ihr einmal den Eigentümer eines Eishockeyteams für Yusuf aus dem Weg räumen sollt. Dafür fliegt ihr weit über die Innenstadt, springt dann aus dem Helikopter und segelt mit eurem Schirm auf das Dach des Hochhauses, in dem euer Opfer wartet. Später flüchtet ihr ähnlich, denn ihr springt aus einem Fenster des Wolkenkratzers und landet mithilfe des Fallschirms sanft in den Straßen der Metropole - spektakulär und spaßig zugleich. Neben den missionsbedingten Fallschirmsprüngen stehen später auch noch Basejumps als Minispiel auf dem Programm.
Außerdem erweitert Rockstar das Waffenarsenal eures Schützlings. Hinzu kommen nun unter anderem Haftbomben, die per Knopfdruck in die Luft gehen, und eine Auto-Schrotflinte mit Explosivgeschossen. Das klingt nicht nur verheerend, sondern macht in den actionreichen Missionen tatsächlich mächtig Wumms. Beispiel: Einmal fahren wir mit dem Mafioso Bulgarin in eine Tiefgarage, in der er einen Hinterhalt für korrupte Cops plant. Die Haftbomben platzieren wir deshalb an den Autos, die dort geparkt sind, und verstecken uns dann. Als die Opfer nichts ahnend angefahren kommen, betätigen wir den Zünder, das Parkhaus explodiert in einem riesigen Feuerball. Als sich das Chaos etwas gelegt hat, ballern wir uns durch die überlebenden Bullen - dank der Explosiv-Shotgun kein Problem. Kurz gesagt: In The Ballad of Gay Tony gibt es wenige "langweilige" Missionen, in denen ihr nur irgendwo hinfahrt oder Ähnliches. Rockstar schafft es, in den knapp zehn Stunden Spielzeit die Luft brennen zu lassen.
Freizeit, bitte!
Ebenfalls wie für GTA üblich, bietet The Ballad of Gay Tony mehr als nur die Hauptmissionen, die für die Story wichtig sind. Neben dem Basejumping dürft ihr euch bei einer Runde Golf erholen, euch in Cagefights prügeln, Luis' alten Freunden im Kampf um ihr Drogengeschäft helfen, in Triathlon-Rennen antreten oder in Tonys Clubs für Ruhe und Ordnung sorgen oder selbst abfeiern. Das alles fügt sich zu einem enormen Umfang zusammen, sodass ihr neben den zehn Stunden für die Story sicher noch mal so viel Zeit damit verbringen könnt, die Dinge zu erkunden, die euch Liberty City mit dem neuen Add-on bietet.
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